Es ist noch gar nicht lange her, da war Cord mehr als altmodisch. Doch in dieser Saison feiert der vermeintliche Opi-Stoff sein ultimatives Comeback. Dass gleich mehrere High-Fashion Designer auf den Cord-Zug aufgesprungen sind, war natürlich nicht nur eine spontane Laune – sondern vielmehr ein Statement für unsere Gesellschaft.
Auf Wiedersehen Vorurteile
Die Kekse stehen auf dem Tisch, Opa hat es sich in seinem Sessel bequem gemacht und erzählt, wie er seinerzeit die wildesten Abenteuer erlebt hat. Ein Blick auf sein Outfit macht die Situation schließlich komplett: Der liebe Opi trägt sein liebstes blaukariertes Hemd zu einer braunen Cordhose. Nun, so wahrscheinlich wie diese Situation sein mag, so hat sich dieses Vorurteil endgültig erledigt. Denn aus dem Sessel im Wohnzimmer wurde plötzlich der Laufsteg der High-Fashion Designer in New York, London, Mailand und Paris. So spielt Cord in den Kollektionen für die Herbst/Winter 17/18 Saison eine tragende Rolle. So setzen Marc Jacobs, Prada und Co. einen Trend, der den modernen Zeitgeist wiederspiegelt. Denn der robuste Cord, scheint geradezu perfekt zur momentanen Weltlage zu passen.
Wie alles begann
Bevor die Looks der aktuellen Saison eingeordnet werden können, lohnt sich eine gedankliche Reise zurück ins 18. Jahrhundert. In dieser Zeit wird in Manchester zum ersten Mal maschineller Cord in großen Mengen gefertigt – der Industrieller Revolution sei Dank. Schnell entpuppt sich das Material mit den samtigen Längsrippen als besonders reißfest und wird deshalb zur Arbeitskleidung der Handwerker. Sein modisches Erwachen erlebt Cord erst in den liberalen 70er-Jahren, als sich die Intellektuellen vom Rest der Gesellschaft abgrenzen wollten. Zum ersten Mal tragen Frauen Hosen, Jacken und sogar Blusen aus Cord, da das starke Material für ihre selbstbewusste Emanzipations-Bewegung steht. Ein Pluspunkt: Cord hält Warm, lässt eine bequeme Bewegungsfreiheit und ist – wie es Opi bis heute weiß – einfach gemütlich. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass Cord in den heutigen unsicheren Zeiten und politischen Instabilitäten wieder aktuell ist: Er gibt ein sicheres Gefühl, ist praktisch und steht für demokratische Gleichheit.
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Nun zurück zu den Laufstegen der Modemetropolen. Auf die genannten Eigenschaften besinnt sich auch Marc Jacobs für seine aktuelle Kollektion dieser Saison. Als er diese am 16. Februar in der New Yorker Armony Hall präsentierte, ließ er seine Gäste zuerst in einer leeren Halle mit zwei Klappstuhl-Reihen warten. Genau so banal ist letztlich auch die Modenschau: Keine Musik und bei Handy-Verbot gilt die Aufmerksamkeit voll und ganz den gezeigten Looks. Ja, tatsächlich gab es keine Instagram-Stories. Trotzdem – oder vielleicht genau aus diesem Grund – bleibt die Kollektion im Kopf: Oversize-Jacken aus breitem Kabelcord, Schlaghosen aus Babycord und Mäntel aus Genuacord. „Altmodisch“ sind die Looks aufgrund ihres Materials ganz und gar nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Denn das Moderne liegt in der Kombination der Styles: XXL-Jacken mit Minikleidern und kniehohen Stiefeln, wahlweise mit Pelzkragen plus klobiger Goldkette. Nun, das ist wohl alles andere als Opas Garderobe.
Wie bereits erwähnt, fährt Marc Jacobs mit einigen weiteren Designern den Cord-Zug. So beweist Miuccia Prada, dass das Material genau so verführerisch wie robust wirken kann. In Farbkombinationen von Beige, Weinrot und Schokoladenbraun vereint sie in ihrer Herbst/Winter 17/18 Kollektion beispielsweise gehäkelte Bikinitops mit klar geschnittenen Blazern. Dadurch entsteht ein Roter Faden, der die Stärke und Weiblichkeit des Handwerkerstoffs verdeutlicht. Wie es von Miuccia Prada bekannt ist, entschied sie sich mit dieser Stoffauswahl bewusst zu einem politischen Statement. Die Designerin äußerte sich nach der Show, dass es ihrer Meinung nach darum geht, weiter dafür zu kämpfen, dass Frauen selbst bestimmen, was Schönheit und Verführung bedeuten. "Wir sind immer noch hier", betont sie.
Wer hat inzwischen Lust darauf bekommen, noch express auf den Cord-Zug aufzuspringen? Dass es ausreichende Styling-Möglichkeiten gibt, beweisen auch die Looks von Mulberry oder Tory Burch. Sie zeigen ebenso, dass es bei der Sexiness genauso wenig auf die High Heels ankommt, wie bei der Coolness auf die weißen Sneakers. So wird das Material der Stunde zwar auf unzählige Weisen neu interpretiert, doch der Grundgedanke dahinter bleibt derselbe: Jeder einzelne Mensch wird an seine individuellen Stärken erinnert, die mit dem starken Material die perfekte Verpackung erhalten.
Text by Carmen
Layout by Angela

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